Ride the Lightning
Adam - Druckversion

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Adam - Adhémar de Villiers - 15.09.25

Auf einen Blick
adhémar de villiers
28.10.1995
reinblütig
Schwarz, dick- und zähflüssig tropft sie auf den Boden; deine Seele. Taucht den Boden in die Finsternis, die dir entgegenblickt, wenn du in den Spiegel siehst. Hinter ihm liegen die Trümmer, die Scherben, die zu einer Version von dir gehören, die dir fremd ist. Die nicht du bist, nicht Adhémar, Adam. Gibt kein Leben, das anders ist als das, welches du führst, keines ohne die Erwartung, die auf dir lastet. Erstgeboren, reines Blut in deinen Adern, ist es die Familie, die dir alles ermöglicht hat – und nun mit Argusaugen hinter jedem deiner Schritte steht. Versagen ist in deiner Position keine Option (mehr). Nicht schon wieder. 31 Jahre und fernab der Heimat, suchst du den Halt, den du verloren geglaubt hast. An dem du dich pathologisch festzuklammern versuchst, damit die Paranoia dich alsbald aus ihrem Griff entlassen musste. Beauvais, deiner Heimat – Frankreich – vorläufig den Rücken gekehrt, klebt deine jüngste Vergangenheit an dir wie Teer. Eine gescheiterte Ehe, unmittelbar eine neu geschlossene; eine Ehefrau an deiner Seite, die kaum mehr als das Notwendige in der Sprache eurer neuen Wahlheimat beherrschte. Munkeln lässt es sich, dass du ein Problem mit Kontrolle hast, doch hinter (d)einem charmanten Lächeln lässt sich viel verbergen. Die Angst vorm Versagen etwa. Die Angst vorm Verlassenwerden. Die Angst vor Kontrollverlust. London soll dir neuen Aufschwung geben. Neue Chancen. Neue Kontakte in deiner Rolle als Trade Partnerships & Sell-Through Manager beim Obscurus Verlag. Irgendwann wird es dich zurückführen in eben jenes Haifischbecken, das du dein Zuhause nennst. Zurück nach Frankreich, zurück in den Schoß der Familie. Als Erbe der Maison de Villiers.
Trade Partnerships & Sell-Through Manager beim Obscurus-Verlag
de Villiers-Apartment im magischen London
familiäre Angaben
Beauvais,
Frankreich
Adelsfamilie de Villiers,
Fraktion de Montmartre
Kernfamilie
  • VATER Gaspard de Villiers (*1961)
    MUTTER Camilla de Villiers, geb. Geving (*1964)
    • SCHWESTER Mireille Arceneaux, geb. de Villiers (*1993)
    • ICH Adhémar de Villiers (*1995)
      ⚮ I Jade Maltravers (*2003)
      ⚭ II EHEFRAU Evelia de Villiers, geb. Benz (*1999)
    • BRUDER Amaury de Villiers (*1998)
    • SCHWESTER Maëlle de Villiers (*2001)
Verbundenheit spürst du in jedem Atemzug, ist Teil deines Wesens, wo es ausgewählten Menschen deines Umfelds doch leicht fällt, zu behaupten, niemand sei dir näher als du selbst. Lügen strafst du sie, wenn das Wort auf dein Blut fällt, sich der Blick hin zur Familie orientiert, die dich dein Leben begleitet und geprägt hat. Aufgewachsen als zweitgeborener bist du so nicht der älteste, hast stattdessen gar ein Geschwisterkind, das doch nur aufgrund des falschen Geschlechts nicht die Schuhe trägt, die man dir in die Wiege gelegt hat. So bist du es anstelle Mireilles, der das Handwerk deines Vaters übernehmen würde. Unter schlechteren Sternen könnte die Bindung unter Geschwistern also ohne Zweifel stehen, fiel jegliche Aufmerksamkeit doch ab dem Zeitpunkt deiner Geburt dir anstelle ihr zu. Wieviel Flexibilität und Freiheit sich daraus für sie ergab, ist jedoch ausschlaggebend dafür, dass du ihr heute die Hand reichen, statt ein möglicherweise doppelzüngiges Angebot abzulehnen. Ihr Glück hat sie augenscheinlich gefunden, in ihrer eigenen Ehe und außerhalb des Elternhauses. Schlechter steht es um die brüderliche Bindung, die nie auf Basis von Verständnis wachsen durfte. Stattdessen ist Amaury bis heute mehr Konkurrenz als Unterstützung. Keine Wahrnehmung, die er befördert hätte und doch einzig dem Umstand geschuldet ist, dass er – solltest du nicht mehr sein – an deine Stelle treten würde. Die Gewissheit allein reichte stets, um eine mögliche Liebe zu boykottieren. Maëlle vervollständigte euer Geschwistergespann, ist die letztgeborene und das Nesthäkchen. Als eben solches verstehst du sie, betrachtest mit Argusaugen alles und jeden, der ihre Nähe sucht und empfindest deiner eigenen Abwesenheit wohl auch deshalb Abneigung gegenüber. Weniger Kontrolle hast du nun über sie – worüber sie sich ganz sicher freuen dürfte. Nur schwer kannst du nämlich deine Liebe ihnen oder euren Eltern gegenüber ausdrücken, tust dich schwer damit, Wertschätzung und Anerkennung zu äußern. Selbst aufgewachsen mit dem Eindruck, nicht als Person, als Adam, sondern nur deiner Rolle wegen geliebt und beachtet zu werden, glaubst du nicht daran, dass es Merkmale deiner Persönlichkeit, Vorlieben und Eigenheiten sind, die liebenswürdig wären, sondern siehst vor allem deinen Nutzen als verbindenden Faktor. Sinnstiftendes musst du leisten, um dir die Aufmerksamkeit zu verdienen, bewegst dich sicher im Korsett der Verantwortung, das dein Vater, gemeinsam mit seinem Weltbild, geprägt hat.
Familie väterlicherseits
  • GROSSMUTTER Magali de Villiers, geb. Montpellier (*1933)
    GROSSVATER Édouard de Villiers (*1932)
  • GROSSONKEL Arnaud Montpellier (*1930)
  • GROSSONKEL Alexandre Montpellier (*1924)
    GROSSTANTE Manon Montpellier (*1930)
    • ONKEL 2. GRADES Gerárd Montpellier (*1965)
      TANTE 2. GRADES Léane Montpellier (*1968)
      • COUSIN 2. GRADES Alexandre Montpellier (*1994)
      • COUSIN 2. GRADES Aurélien Montpellier (*2001)
      • COUSINE 2. GRADES Anaïs Montpellier (*2006)
    • ONKEL 2. GRADES Hervé Montpellier (*1971)
Dass womöglich ein Fluch auf deiner Familie väterlicherseits liegen könnte, hast du als Kind noch weit ernster genommen als heutzutage. Früh sterben Mitglieder deiner Familie, Großeltern, Großtanten und -onkel, weit vor der ihnen zugestandenen Zeit. Dass dich dieses Schicksal irgendwann (viel früher als gewöhnlich) auch ereilen könnte, war damals vielleicht eine reale Gefahr als jetzt. Sehr viel mehr kannst du hingegen der Tradition abgewinnen, in der nicht selten die Frauen der Familie das ‘M’ an ihre Töchter weitergeben, während die Männer das ‘A’ tragen. Du und deine Geschwister seid die Manifestation dessen, konnte sich schon deine Großmutter Magali gegenüber Édouard entsprechend durchsetzen. Eng stehst du zu den Montpelliers, obwohl die Linien im Abstammungsverzeichnis längere Wege gehen mussten. ‘Nur Verwandtschaft 2. Grades’ sind doch diese Tanten und Onkel, die Cousins und Cousinen, aber eine gemeinsame Kindheit und Linie schweißt zusammen. Besonders zum fast gleichaltrigen Alexandre hast du dich zugehörig gefühlt, einen Großteil deiner Kindheit und Jugend mit ihm und dessen Freunden verbracht. Der steigende Altersabstand zu seinen jüngeren Geschwistern Aurélien und Anaïs verhinderte, dass auch dieses Band so eng gezurrt wurde, doch empfindest du keinerlei Antipathie oder gar Groll gegenüber ihnen. Der Tod Alexandres veränderte die Dynamik, hast du dich doch neben deinem Vater auch deinem Onkel 2. Grades Hervé verbunden gefühlt, der fortan die Geschicke der verbliebenen Montpellier-Erben in die eigene Hand nahm. Womöglich sind es die Parallelen zu deinem Vater, die es dir leicht machen, Hervé als Vorbild zu betrachten. Mancher Tage nicht nur in die Schuhe deines Vaters, sondern womöglich auch in seine zu schlüpfen.
Familie mütterlicherseits
  • GROSSVATER Magnus Geving (*1937)
    GROSSMUTTER Ida Geving (*1938)
    • ONKEL Nikolai Geving (*1957)
    • TANTE Marit Macmillan, geb. Geving (*1962)
      ONKEL Grayson Macmillan (*1960)
      • COUSIN Neriah Macmillan (*1989)
      • COUSIN Amarok Greyback (*1990)
      • COUSINE Rebekah Macmillan (*1993)
      • COUSIN Casimir Vance (*1993)
      • COUSIN Isaiah Macmillan (*2000)
    • ONKEL Raik Geving (*1966)
      TANTE Emma Geving (*1966)
      • COUSIN Danil Geving (*1997)
      • COUSINE Live Geving (*1998)
Als durchwachsen lässt sich dein Kontakt zur Familie mütterlicherseits betiteln, hängt es doch stark vom Geschwisterkind deiner Mutter sowie deren grundsätzlicher Haltung ab, inwiefern noch Interesse an der Verwandtschaft oder einander besteht. Mit Distanz beäugst du Nikolai, der per Definition dein Onkel ist, sich ob seiner getroffenen Lebensentscheidungen aber als nähere Bezugsperson disqualifiziert hat. Die Cousins und Cousinen, die du aus seiner Verbindung zu Marit dazu gewonnen hast, spielen lediglich eine untergeordnete Rolle, sind in deinem Stammbaum verankert, aber kaum der Rede – oder des Kontakts – wert. Das geringe Interesse beruht hier gewiss auf Gegenseitigkeit und verfestigte sich mit dem Alter mehr, als dass ihr euch einer gemeinsamen Linie besonnen hättet. Anders verhält es sich mit Raik, dem jüngsten Bruder deiner Mutter. Nicht nur aus politischem Interesse besteht hier noch Kontakt, fühlt ihr euch stattdessen tatsächlich noch als Teil einer (näheren) Verwandtschaft. Familienanlässe bringen weiterhin beidseitige Einladungen mit sich und obwohl die Distanz ein wirklich enges Verhältnis bislang ausgeschlossen hat, gibt es keine Vorbehalte, die du deinen Cousins und Cousinen auf dieser Seite der biologischen Münze entgegenbringen könntest.
Reinblutkultur
Während die blutbasierte Zweiklassengesellschaft in Großbritannien über die Jahrzehnte wachsen und gedeihen, sich manifestieren und zu Kriegen führen konnte, haltet ihr es in Frankreich liberaler. Aufgewachsen bist du dennoch im Glauben, besser zu sein, da reines Blut in deinen Adern fließt. Aufgewachsen bist du in der Gewissheit, dass es Unterschiede gibt und die Abwesenheit von Magie mit einem Gesichtsverlust gleichzusetzen ist. Als Teil der de Montmartre Kardinalsfamilie stützt sich deine Familie auf ihren Einfluss in der damit in Zusammenhang stehenden Wirtschaft, bevorzugt Kontakte zu Blutsverwandten und hegt eine ambitionierte Heiratspolitik, weiß aber ebenso um den Nutzen und die Notwendigkeit von Kontakten in Kreise, die sich nicht (nur) auf die Reinheit ihres Blutes berufen können. Ausgeschlossen ist daher eine öffentliche Denunzierung von Halbblütern, wichtig das Bild von – konservativer – Aufgeschlossenheit. Unter anderen Adelsfamilien zählt ihr gewiss zu den am wenigsten liberalen, bevorzugt die alten Werte und sympathisiert mal mehr, mal weniger mit den Vorstößen der Reinblutkultur in anderen europäischen Ländern, erlaubt es euch aber nicht, euch nur darauf zu verlassen. Den eigenen Kindern die Sozialkontakte vorzuschreiben, Ehen zu arrangieren, und dabei möglichst vorteilsbedacht auszuwählen, führt am Ende des Tages aber statistisch häufig zu reinblütigen oder angesehenen Zauberern und Hexen. Die politische Entwicklung Großbritanniens, die (gescheiterten) Bemühungen von Ministerin Weasley, wurden daher aufmerksam, aber unparteiisch hingenommen, die Ehen ohnehin nur im eigenen Land geschlossen.
Akademisches
Beauxbatons
2007/08-2013/14
UTZ-Noten
  • arithmétique: Ohnegleichen
  • astronomie: Erwartungen übertroffen
  • art magique: Erwartungen übertroffen
  • potions magiques: Ohnegleichen
  • métamorphose: Annehmbar

Standesgemäß hatte deine Leistung zu sein. Alle Erwartungen erfüllend, bestenfalls übertreffend. Mit der Gewissheit des sozialen Zwangs im Rücken, hast du bereits als Junge gelernt, unter dem Druck nicht zusammenzubrechen. Ein ausgeprägt breites Kreuz hat es dir eingebracht, Last und Verantwortung früh zu händeln. Während die ersten Grundzüge einer Ausbildung noch deinen familiären Reihen stattfanden, es ausreichend adäquate blutsverwandte und qualifizierte Gesellschaft für dich, den Erben, gab, um dir über das Lesen und Schreiben auch die Werte der de Villiers nahe zu bringen, hast du im Anschluss Beauxbatons besucht, um deine magischen Fähigkeiten offiziell und im größeren Umfang auszubilden. Bestmöglich sollte hier dein Betragen sein, bestmöglich deine Anbindung an andere Schüler:innen, bestmöglich dein Engagement in extracurricularen Aktivitäten, bestmöglich – auch dein Abschluss. Keine Frage war hier, ob es “nur” ein Minimum an Fächern sein durfte, in denen du sowieso schon geglänzt hast. Einen breiten Querschnitt solltest du anbieten, zeigen, dass du auch hier unter externem Einfluss andere übertreffen würdest. Auf ein Podest hat deine Familie dich so früh gehoben, dass dein Annehmbar in Verwandlung ein herber Schlag war. Mehr wolltest du erreichen. Mehr musstest du erreichen. In den Schatten traten hier die beiden Erwartungen übertroffen in Astronomie und Zauberkunst, fast wertlos jene Ohnegleichen in Arithmantik und Zaubertränke. Die Enttäuschung im Blick deines Vaters wusste jegliche Leistung der vergangenen Jahre zu revidieren und zügelte den jugendlich langsam aufkeimenden Willen, dich dem Wertekanon zu widersetzen. Im Bestreben, zu gefallen, irgendeine Form von Liebe und Anerkennung zu erlangen, hast du leise Ideen von Selbstbestimmung im Zuge deines Abschlusses postwendend wieder abgelegt und alles Notwendige getan, um irgendwann zumindest das annehmbar zu sein, das die Liebe deines Vaters zu dir beschreiben würde.
Charakter
  • kontaktfreudig, extravertiert
  • kommunikativ, eloquent
  • aufmerksam, interessiert
  • charismatisch, charmant
  • loyal, familiär
  • ehrgeizig, diszipliniert
  • belastbar, resilient
  • gewissenhaft, zuverlässig
  • organisiert, methodisch
  • vorausschauend, intelligent
  • nachtragend, rachsüchtig
  • neidisch, missgünstig
  • kritikunfähig, rechthaberisch
  • überheblich, arrogant
  • egoistisch, selbstgerecht
  • dominant, herrisch
  • manipulativ, verletzend
  • obsessiv, besitzergreifend
  • launisch, reizbar
  • verschlossen, unsicher
Charakterbeschreibung
Mühelos lässt sich ein Urteil über dich fällen, allein aufgrund der Merkmale, die du selbstbewusst und zielsicher an deine Umgebung preisgibst. Erzogen um zu gefallen, geht es dir schier leicht von der Hand, dich unauffällig ins Zentrum des Geschehens zu spielen. Stets in Gesellschaft, bist du nur in den wenigen Fällen allein anzutreffen, die dich an deinen liebsten, sehr offensichtlichen und doch oft genug unbekannten Ort führen: deine eigene Bibliothek. Gutes Charisma allein vermag nicht über etwaige Wissenslücken hinwegzutäuschen, die du allerdings nicht (nur) füllst, um deiner repräsentativen Aufgabe nachzukommen. Wissbegierig bist du auch aus ganz eigennützigen Motiven, die – abhängig davon, wen man fragt – nur selten oder nahezu immer eine Rolle spielen. Es fällt dir leicht, Kontakte zu knüpfen, Gesprächsfäden aufzunehmen und weiterzuführen, selbst dann, wenn du mit den Werten oder Ansichten deines Gegenübers nicht oder nur wenig übereinstimmst. Die kleinen aber feinen Nuancen von Informationen aus Sätzen filtern, Mimik und Gestik lesen und erkennen und auf die genau richtige Art und Weise reagieren; das ist, was du über so viele Jahre penibel gelernt hast. Gewissenhaft bist du ohne Zweifel, willst dir in verschiedenen Aspekten deines Lebens keine Blöße geben und hast schon früh gelernt, mit der Last der Erwartung zu hantieren. Fast leicht wirkt sie auf deinen Schultern, wie gemalt der Erbe, der du bist. Keine bessere Version von dir könnte es geben, keine, die loyaler und disziplinierter ist. Keine, die mehr Methodik und Organisation an den Tag legt und keine, die im gleichen Maße überzeugen kann, wie du. Als Gentleman der alten Schule verzauberst du nicht nur auf magische Weise. Ein verschmitztes Lächeln hier, ein Handkuss dort, ein wohl platziertes Kompliment an der richtigen Stelle, aber doch nicht zu viel, um gar als Schmierlappen oder eitler Fatzke zu gelten. Spaß kann man mit dir haben, die Hände vor Lachen auf die Schenkel klopfen, ein gutes Glas Bordeaux trinken und von Kunst zu Kultur selbst die Musik in eingängigen Clubs genießen. Leicht ist es demzufolge, Zeit mit dir zu verbringen, so man sich nicht die Mühe macht, die kleinen Signale zu deuten, die sich hinter der offenherzigen Version deiner Selbst verbergen.

Längst ist nämlich nicht alles eitel Sonnenschein und wer die Familie kennt, aus der du stammst, kann leicht die Parallelen der Erziehung erkennen. Die jüngere Version Gaspards und Hervés bist du nämlich im selben Maße. Schlüge man eingängige Lektüre auf, würde man rasch ein Häkchen nach dem anderen auf der abgedruckten Checkliste eines Narzissten eintragen können. Nur schwer erträgst du Kritik, weder von Fremden, noch – ja, viel schlimmer, wenn auch viel bekannter, da alltäglich – aus den Reihen der Familie. Ein ausgeprägter Drang, ihnen zu gefallen, lässt dich neidisch und missgünstig sein, launisch und reizbar. Um deine Ziele zu erreichen, sind dir Mittel und Wege recht, die anderen aufgrund von Moral zuwider wären. Dir hingegen wurde in die Wiege gelegt, dass du nur von Wert bist, wenn du einen Wert schaffst; und ein Großteil der Gesellschaft sich darauf ausruht, was vorherige Generationen bewerkstelligt hatten. Wo sich der Druck an anderer Stelle positiv manifestiert hat, dich zuverlässig und resilient gemacht hat, prägt er sich auch hin zum Egoismus aus, zur Dominanz und – zur Obsession. Nichts kannst du dem Zufall überlassen, akribische Planung und Gewissheit ist zwingend notwendig. Entzieht sich etwas deiner Kontrolle, schreckst du weder vor Manipulation noch vor Gewalt zurück. Längst wärst du an deiner Impulsivität zugrunde gegangen, fallen gelassen worden, nicht als würdiger Erbe in Betracht gekommen, würde dein Intellekt deine Emotionen nicht in Bahnen lenken, die es schier unmöglich machen, außerhalb deiner vier Wände, außerhalb deiner Familie, eben jene Charakteristiken wirklich zu erkennen. Zu geschickt bist du darin, dein Wesen zu verschleiern, deine eigentlich so offensichtlichen Schwächen hinter den hübschen Tapisserien zu verstecken. Rote Fähnchen wehen im Wind, wenn dein Blick sich verdunkelt, wenn du glaubst, dein Leben, deine Ziele, die Erwartungen an dich, entglitten deinen Fingern, dabei krallst du sie so eisern fest, wie um die Kehle Arme deiner Frau.

🚩 Mühelos anerkennen kannst du, dass die schimmernd-schöne Fassade, die du mühsam Tag um Tag aufbaust – und die sich zu einem großen Anteil aus tatsächlich ehrlichen und anständigen Eigenschaften nährt, nicht (nur) Illusion und Farce ist – besonders dann Risse leidet, wenn du dich missverstanden, in die Ecke gedrängt, gedemütigt oder in anderer Weise negativ dargestellt fühlst. Der Drang zu gefallen ist nämlich nicht nur ein Ziel, dem man tagesformabhängig nacheifern kann, sondern für dich eine obligatorische Notwendigkeit. Auf dem Weg dorthin würdest du, wäre das notwendig, ganz ohne Zweifel auch über Leichen gehen. Dein Kontrollbedürfnis ist längst pathologisch und erstreckt sich seit deiner vorletzten Ehe besonders auf dein engstes Umfeld. Geschickt bist du darin, von dir zu überzeugen; und alle anderen im Umfeld derer, die du gerne an dich binden möchtest, zu denunzieren. Die zu isolieren, die du an dich binden willst, von ihren Familien und Freunden zu entfremden, buchstäblich mit Zuckerbrot und Peitsche davon zu überzeugen, dass ihr einziger Lebensinhalt du bist. Angst ist ein adäquates Mittel, dem du dich zur Not bedienst und welches durch physische, psychische oder magische Gewalt verstärkt werden kann. Vom Victim Blaming bis zum Gaslighting kennst du alle notwendigen Schalter und Hebel, bist dir sehr wohl darüber bewusst, dass und wie du sie ausspielen musst, um letztlich dein Ziel zu erlangen. Dass es andere Wege gibt, gesehen, akzeptiert oder gar geliebt zu werden, kennst du aus der Theorie. Deine Praxis sieht jedoch schon seit deinen jungen Kindheitstagen ein anderes Schema vor; eines, das du zu gut adaptiert hast. Eines, das dir jede Form einer gesunden Beziehung verwehrt. Eines, dem du dir bewusst bist und gegen das du doch nicht gewillt bist, vorzugehen, dir Hilfe zur suchen oder an dir zu arbeiten. Stattdessen hast du bereits vor Jahren beschlossen, damit zu leben. Mit dir und all deinen Defiziten. Damit, dass du denen, die du liebst (wolltest oder werden willst), Gewalt antust, in der Hoffnung, eben diese würde sie (für immer) bei dir halten. Damit, dass du mit Akribie jeglichen Verdacht von dir weisen kannst, keine blauen Flecken auf Armen oder Beinen hinterlässt.
  • Tapisserien aus der Manufacture nationale de Beauvais
  • Austern „Belon“, Tarte Tatin
  • Café noisette, Bor­deaux­wein
  • Geruch von Bergamotte und Leder
  • handgenähte Einstecktücher, „old-money“ casual chic-Kleidungsstil
  • gute Gastgeber-Gesten, Gentleman-Verhalten
  • Ungeputzte Schuhe, schlecht gebundene Krawatten
  • Unangekündigte Überraschungsbesuche, spontane Planänderungen
  • feuchtwarme Schwüle
  • Finger-Anlecken beim Umblättern
  • Penetrante Vanilleparfums, Duftkerzen
Lebensweg
Kindheit und Jugend
Du bist erstgeboren. Nicht faktisch und doch von selber Wertigkeit. Dass du erst zwei Jahre nach deiner älteren Schwester Mireille geboren wirst, kann nichts daran ändern, dass du der erste männliche Nachfahre deiner Eltern bist und damit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit später einmal das Erbe deiner Familie antreten wirst. Diese Selbstverständlichkeit ist es, die dich durch deine frühe Kindheit begleitet und schon die ersten wegweisenden Meilensteine festlegt. Die ideale Bildung, ein geeignetes soziales Umfeld; alles wurde dir buchstäblich in die Wiege gelegt. Übereifrig gar war das Interesse in den Reihen deiner Familie, nah wie fern, dich im Privaten auf deinen Weg vorzubereiten, dich dorthin zu begleiten und dir alles Notwendige diesbezüglich mitzugeben. Von den Tücken deiner Muttersprache, die du nicht nur zu beherrschen, sondern zu perfektionieren hattest, bis zum Rechnen, über politische und magische Bildung sowie das 1x1 der Sozialkunde war dein Alltag schon als Kind randvoll geplant, um musisch-kreatives und sportliches Engagement angereichert und die übrigen, wenigen, freien Minuten mit Vorführungen auf Veranstaltungen des französischen reinblütigen Adels gefüllt. Du erinnerst dich weit weniger an besinnliche Familientage als an Verpflichtungen.

Ambitionen entwickeln sich effizienter unter dem Amboss, der in deinem Fall geschwisterliche Rivalität hieß. (D)einen heute ausgesprochen ausgeprägten Beschützerinstinkt – der nunmehr nicht mehr so, sondern vielmehr als Obsession betitelt werden musste – hast du erstmals in Bezug auf deine Schwestern entwickeln können, die in den Augen deiner Eltern (und so schließlich auch in deinen) eine gute Partie waren und demzufolge das Beste vorzuweisen und verdient hatten. Wenig Freiraum hast du ihnen gelassen, bist stattdessen der Philosophie deines Vaters erlegen, der dir dahingehend ein ideales Vorbild war. In eine gänzlich andere Richtung hingegen schien deine Bemühung um deinen Bruder zu verlaufen. Ein ernsthafter Rivale konnte dieser eines Tages sein, solltest du nicht die Erwartungen deiner (Groß-)Eltern erfüllen. Mit viel gutem Willen hätte man es womöglich noch als Kabbelei unter Brüdern interpretieren können, praktisch hast du schon in jungen Jahren Übung darin gesammelt, ihn aktiv zu boykottieren. Immer wieder förderten eure Eltern eben diese Denke, immer wieder spielte die ‘Nur einer kann der Beste sein’-Mentalität eine prägende Rolle. Ausreichend Aufmerksamkeit und Liebe gab es nur für ein Kind: für das Beste. Sehr zum Leidwesen der Verbindung zwischen euch Brüdern.

Kritisch wurde beäugt, ob diese Erwartungen durch dich erfüllt würden. Ob sich all das Engagement, das man in dich investierte, auch auszahlte. Die einzig akzeptable Währung in diesem Zusammenhang war ohne Zweifel die Ausbildung von magischen Fähigkeiten. Niemals würde man sich die Blöße eines unbegabten Kindes geben können, entsprechend ungeduldig erwartete man dein erstes magisches Ereignis. Während es vielen anderen Kindern schon in jüngsten Jahren “von selbst” zuflog, schien diese eine Begabung an dir Jahr um Jahr vorbeizuziehen. Du wurdest älter, gar deine jüngere Schwester bereits geboren, da war noch immer kein Anzeichen zu erkennen gewesen. Mit fortschreitendem Alter wuchs die Ungeduld in den Reihen deiner Familie, die ersten skeptischen Kommentare zugen in deinen Alltag ein und die grundmagische Ausbildung blieb allenfalls theoretisch. Nachhelfen wollte man dem Glück irgendwann, streute erst kleinere Anlässe, förderte weiter das Konkurrenzverhalten unter euch Brüdern, in der Hoffnung, durch allzu starke negative Emotionen – und die hattest du; immer dann, wenn du Angst hattest und das kam oft vor – doch noch die ersehnte Wirkung zu erzielen. Sinnbildlich war dein erster Impuls dann schließlich auch. Das Blut deines Bruders tropfte auf den Boden eurer Küche, färbte die Fliesen rot. Um ihn herum die Scherben des Tellers, die zu Flugobjekten mit scharfen Schnittkanten geworden waren. Triumphal das Lächeln auf den Lippen deines Vaters, erleichtert das Ausstoßen deiner Mutter, als die Erkenntnis einsetzte: die Magie war da, in dir. Zweitrangig war dabei die nicht unwesentliche Verletzung deines Bruders, fast kommentarlos hingenommen wurde sie, als notwendiges Übel in einer fordernden Welt deklariert. Damals hast du gelernt, dass zur Gewalt verwendete Magie kein Makel war, sondern vielmehr für Stolz und Anerkennung sorgte. Womöglich hätte damals bereits jemand merken müssen, was Ereignisse wie diese in dir auslösten. Womöglich hätte sich weiteres verhindern lassen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Beruflicher Werdegang
Du bist besser. Oder eher: du musst besser sein. Mit nichts weniger wäre dein Vater, dein Großvater und all jene, die in irgendeiner Form Erwartungen an dich stellten, zufrieden. Früh musstest du deine eigene Messlatte überdurchschnittlich hoch legen, hattest eine herausragende Vorbildung, bevor du Beauxbatons besucht hast. Mit besten Grundvoraussetzungen bist du in diesen neuen Teil deines Lebens gestartet, das erste Mal fernab deiner Familie, mit anderen Kindern konfrontiert, die aus gänzlich unterschiedlichen sozialen Umfeldern stammten. Passé der Einfluss deiner Eltern, dahin der Wunsch und das auserkorene Ziel, das eigene Kind in vordefinierten Kreisen installieren zu wollen. Bevorzugt in jenen mit reinem Blut, wahlweise aber auch mit solchen, die es aufgrund ihres sozialen und gesellschaftlichen Status oder möglicher finanzieller Geschäftsoptionen “wert” waren. In Beauxbatons vereinte sich eine Klientel aus allen Schichten, Blutstati und Einflussfaktoren, was vor allem in den Jahren unmittelbar vor der Aufnahme für eine engmaschigere Betreuung und Indoktrination deiner Eltern sorgte. Klar solltest du dir darüber sein, dass du einen Namen repräsentiertest, dich eingliedern, ohne dein Licht unter den Scheffel zu stellen. Ohne zu vergessen, wer was du bist. Mit einem Koffer voll Vorurteilen bist du angereist und hast zumindest einen kleinen Teil davon dort lassen können.

Womöglich sortierte der hormonelle Umschwung der Pubertät das ein oder andere Hirngespinst, Anteile an deiner Erziehung, neu. Ermöglichte dir, über den dir bislang vorgelebten Tellerrand hinaus zu schauen und zu erkennen, dass es womöglich – ganz vielleicht, eventuell – Dinge gab, die in deiner Familie anormal waren. Werte, Traditionen, Weltansichten, die in Beauxbatons widerlegt wurden. Langsam aber sicher schlich sich das rebellische Gemüt eines Teenagers in deinen Geist, ermöglichte es dir, dich in eine Richtung zu entwickeln, von der du nicht wusstest, dass du sie einschlagen konntest. Offener wurdest du, weniger vor(ur)teilsbehaftet, freundlich, womöglich sogar ein bisschen abenteuerlustig, weniger versteift und unflexibel. Die Schulzeit tat dir gut, die sozialen Kontakte insbesondere, auch wenn deine Eltern, so man sie fragte, dahingehend eine andere Meinung pflegten und besonders in den Ferienzeiten viele dieser ‘Flausen’ wieder auszutreiben wussten. Ein stetiger Kampf gegen deine eigene Identität waren die Jahre in Beauxbatons also auch, der Zwiespalt, deinen Eltern zu gefallen und gleichermaßen deine neuen Charakterzüge, Kontakte und Vorlieben nicht wieder abzustreifen, immens. Kaum zu überwindende Gräben, die sich für dich immerzu anfühlten wie zwei Welten, die kollidierten.

Einiges blieb dir nach deinem Abschluss erhalten. Vor allem deine Fähigkeit, dich einzugliedern. Kontaktfreudig und kommunikativ gar mühelos Anschluss finden zu können. Notwendigerweise in Gesprächen auch über Ansichten hinwegzuschauen, die nicht mit den deinen übereinstimmen. Den Freigeist, der damals seine erste (und einzigen) Wurzeln schlug, hingegen; den haben deine Eltern erfolgreich zurück in seine Schranken gewiesen und dich zu dem Mann heranwachsen lassen, der du heute bist. Mit Bestnoten deinen Schulabschluss zu erbringen war dabei ebenso Voraussetzung, wie danach im Familiengeschäft einzusteigen. Dort würdest du lernen, wie man sich in der Gesellschaft Frankreichs bewegte. Die Maison de Villiers ist deine Zukunft, ein Unternehmensverbund aus Verlag, Druckerei, Bindung und Handel von Büchern für ausschließlich magische Kundschaft. Während dein Vater die Anpassung (bevorzugt bezeichnet als Assimilation) deines Wesens in der Schule noch zu kritisieren wusste, trug besonders dein charmantes Auftreten im Familienbusiness seine Früchte. In den folgenden Jahren hast du viele Bereiche kennengelernt, warst eine Zeit in der Imprimerie & Atelier de Reliure, um mehr über das Handwerk der Herstellung zu erfahren, hast dich im Controlling der Librairies de Villiers bewiesen und schließlich einen temporären Hafen im Marketing & Sales des Verlags Éditions de Villiers gefunden. Immer wieder hattest du während der Zeit auch die Möglichkeit, in verwandte Unternehmen zu stöbern, resultierend aus Geschäftsverbindungen deines Vaters. Praktika im weitesten Sinne, um ein Gefühl für Konkurrenz und Verbündete zu bekommen. Dass das öffentliche Auftreten und Netzwerken eines deiner größten Talente ist, kristallisierte sich so Schritt für Schritt über die Jahre heraus.
Bindungen
Du bist der Erbe. Und als solcher galt es, neben des beruflichen Erfolgs auch einen im privaten Sinne anzustreben. Einen, der nicht auf echte und romantische Liebe ausgerichtet ist – derlei Formate kennst du aus Werken der Kategorie Romance enchantée eurer Littérature oder deinem privaten Umfeld, doch aber kaum in den Reihen der eigenen Familie – sondern den angemessenen Fortbestand der Familie gewährleistet. Wenig verwunderlich war also, dass die Frau, die an deiner Seite strahlen sollte, nicht von dir ausgesucht wurde, sondern eine Wahl deiner Eltern und deines Großvaters gewesen war. Jade Maltravers, Tochter einer der fünf französischen Kardinalsfamilien, würde den Bund der Ehe mit dir schließen; und dabei mindestens so viel Mitspracherecht erhalten, wie du. Aus einer schon bestehenden Verlobung mit Leander Borgin löste man sie für dich, befand im Juli 2024, dass dein Junggesellenleben fortan ein Ende finden sollte. Kein Los, gegen das du signifikant rebelliert hättest, lag das einerseits grundsätzlich nicht in deinem Wesen, gegen Willen und Wünsche deiner Familie aufzubegehren (erfolgreich hatte man jeden Ansatz davon im Keim erstickt), andererseits schien Jade auf vielen Ebenen auch keine schlechte Partie zu sein. Hübsch war sie, ein charmantes zauberhaftes Lächeln, walnussbraune Haare und betörend braune Augen. Aus einer Familie mit Rang und Namen stammend brachte sie zudem einen Stand mit, den man sich nur zu gerne ins Hause de Villiers holen wollte. Der wohl einzige Makel an ihr: ihre Persönlichkeit. Obgleich sie im August zu dir nach Frankreich umzog und sich den Willen eurer Familie zu beugen schien, hielt die Sonnenseite eurer arrangierten Beziehung nur kurz. Da war sie gewesen, hast du dich doch um sie bemüht, ihr deine Welt zu Füßen legen wollen; sofern sie sich den Regeln und Richtlinien eben dieser unterwarf. Deine mangelnde Flexibilität war besonders in Beziehungsangelegenheiten ein Stolperstein in Gestalt eines Gebirgszugs. Mit dem Wissen, dass diese Ehe funktionieren musste, wuchs in dir exponentiell der Druck und die Erwartung an dich selbst, an diese Beziehung. Der Zucker, der sirupartig vor ihren Füßen den Boden überzog, wurde durch die sinnbildliche Peitsche ersetzt, die sie mehr und mehr von ihrem eigenen sozialen Umfeld isolierte. Dir die Blöße zu geben, dass du allein ihr nicht gut genug wärst, sie freiwillig die Bindung wieder kappte, war keine Option und in diesem Sinne jedes Mittel recht, um das Arrangement aufrecht zu erhalten. Etwa, Verabredungen und Gespräche mit ihrer Familie, ihren Freunden, einzudämmen. Sie erst abzusagen, eigene Gründe zu haben, Zeit mit ihr zu verbringen, statt ihr den Freiraum ohne dich zu gestatten. Auch die Verbindungen zu ihren Kolleg:innen wurde brüchig, sie zunehmend mehr Opfer deiner Manipulation und Intrigen, um ihr schließlich auch den Job zu untersagen und sie so eng wie irgendmöglich bei dir zu wissen.

Zwanghaft könnte man dein Bestreben bezeichnen, sie bei dir zu halten, obwohl zwischen der Verlobung und der Eheschließung nur knapp ein halbes Jahr lag. Wochen und Monate, in denen ihr euch aneinander aufgerieben habt, ein teures Erbstück deiner Großmutter zu Bruch ging und der erste Streit nicht lange auf sich warten ließ. Ein Meilenstein im negativen Sinne, der sie – wie befürchtet – von dir wegtrieb. Ein Signal, dass deine Bemühungen, sie bei dir zu halten, noch nicht ausgereift genug waren. Du noch nicht deutlich genug gewesen warst. Sie floh nach London, doch kein Ort der Welt hätte sie dauerhaft vor dir versteckt halten können. Den eisernen Blick deines Großvaters im Nacken wissend, hast du sie ausfindig gemacht und zurückgeholt. Mit allen notwendigen Mitteln, die immer weniger Zucker und immer mehr Zwang bedeuteten. Wenn ihr ihr Leben so wenig bedeutete, so wusstest du, dass es das ihrer Freunde nicht tat. Dass es dieser eine Hebel war, der sie überzeugen würde, zurückzukommen. Unter dem Deckmantel eines letzten Abschieds hast du sie Ende November desselben Jahres wieder mit in die Heimat genommen und fortan nicht mehr aus den Augen gelassen. Dich dabei deiner Magie zu bedienen, um sie in euren Räumlichkeiten festzusetzen, war längst kein Tabu mehr. Die meisten davon hattest du ohnehin längst gebrochen, als zuvorkommende Komplimente und romantische Dinner ergänzt wurden um körperliche Übergriffe und Drohungen unterschiedlichster Couleur. Ein Wechselbad der Gefühle waren die letzten Wochen bis zur Hochzeit, eine Mischung aus ernsthaften Interessen deinerseits an ihr, an dieser Ehe, in Kombination mit der pathologischen Paranoia und Angst vor einem Scheitern ebendieser. Einfacher wäre es gewesen, hättest du sie wirklich gehasst, faktisch jedoch wolltest du sie an deiner Seite. Und hast demzufolge nach jedem (dir bekannten) Strohhalm gegriffen, der dir dieses Ergebnis gesichert hätte.

Am 13.12.2024 habt ihr den Bund der Ehe geschlossen, doch gehalten hat er nur wenige Stunden. Noch in derselben Nacht floh sie dir ein zweites Mal, doch dieses Mal endgültig. In den Reihen ihrer Familie fand sie Kraft und Rückhalt, um eure Ehe zu annullieren. Ein Peitschenschlag im übertragenen Sinne, der dir emotionale Narben hinterlassen hat. Gescheitert bist du in allen Bemühungen, hast sie nicht nur nicht binden können, sondern dich der Blamage ausgesetzt, dass eurer beider Familien dem gesellschaftlichen Supergau entgegenwirken mussten. Frankreich, ein Schmelztiegel für Gerüchte aller Art, war kein guter Ort, um eine solche Schmach öffentlich zu machen. Einzugestehen, dass die Ehe zwischen euch nicht einmal die Hochzeitsnacht überdauert hatte. Weder für die Maltravers noch für die de Villiers war die Annullierung öffentlich hinnehmbar, weshalb Verhandlungen schließlich einen Kompromiss zutage gebracht hatten. Eine Scheidung war nicht weniger peinlich, aber für beide Seiten deutlich weniger kompromittierend, wie eine ausgetragene Schlammschlacht, in der jeder nur verlieren konnte. Ihr seid getrennte Wege gegangen; und die so weit wie nur möglich. Bezeichnet euch heute als geschiedene Leute, als Ex-Frau und Ex-Mann, auch wenn die Wahrheit anders aussieht. Einfacher ist es so, wenngleich es nie einfach war.

Tage und Wochen danach glichen dem Pfad auf Glasscherben. Dünn war der ausgehandelte Frieden, der ihnen allen mehr oder weniger Sicherheit geben sollte. Erwartungsgemäß blieben Gerüchte aller Art dennoch nicht aus und die Wut in dir, die brodelte heißer und höher dennje. Zu versagen war stets deine größte Furcht, hast nie gelernt, mit Fehlern umzugehen. Obwohl du wusstest, dass es naheliegend an deinem Wesen lag, das sie vergrault hatte, war deine Lösung nicht, an dir zu arbeiten. Für gesetzt siehst du diesen Umstand, hast dich in deinem Wahn nur noch mehr in die Studien eben der Bücher gestürzt, die zu eurem ersten Streit geführt hatten. Zwischen haltlosen letzten Drohungen, die ihren Weg zu Jade fanden, hast du die Flucht nach vorn genutzt, um den Fragen zu entgehen. Hast es dir nicht nehmen lassen, sie vorher noch wissen zu lassen, dass sie einen Fehler begangen hatte, gewiss niemals ihr Glück finden würde, wäre sie nicht an deiner Seite. Mit einem wenig subtilen Unterton hattest du diese Worte an sie richten können, sie wissen lassen, dass du sie einmal gefunden hattest; und es womöglich weitere Male tun konntest. Nachgegangen bist du den impulsiven Aussprüchen jedoch nicht mehr.

Stattdessen zog es dich weg aus Frankreich, gar in die entgegengesetzte Richtung zu dem Ort, an dem du sie hättest vermuten können. Überall, ob in Europa oder Übersee, pflegte deine Familie Geschäftskontakte. Auf offiziellen Wegen bist du nur kurz nach den letzten Amtshandlungen in Frankreich nach Tschechien eingereist, um dort im Geschäft eines Freundes deines Vaters unterzukommen. Andere Luft zu schnuppern, dem Tratsch zu entgehen und den Frust außerhalb der eigenen Reihen abzulassen, erschien für alle Beteiligten eine Win-Win Situation. In Prag wolltest du den Kopf frei kriegen, die Schwere deines Herzens ablegen, um dich zu deiner ursprünglichen Stärke zurückzubesinnen. Ein herber Rückschlag war die Erfahrung des letzten Jahres gewesen, hatte Teile in dir zersplittern lassen wie das teure Porzellan, das Jade vor wenigen Monaten noch nach dir geworfen hatte. Keine tiefergehende Intention hattest du, als du den Weg angetreten bist; und am Ende des Jahres mit einer neuen Ehefrau zurückgekehrt.

Evelia Benz trägt heute deinen Namen. Dass die Frau an deinem Arm der, die du vor etwas mehr als einem Jahr schon geehelicht hattest, zumindest in Teilen ähnlich sieht, konnte die Gerüchte in Frankreich und England anschüren. Statt dich voll und ganz deinem beruflichen Erfolg anzunehmen, hast du in ihr womöglich die Option gesehen, einerseits dein angeschlagenes Ego zu kitten und dir sowie allen anderen zu beweisen, dass du erfolgreich und der Liebe wert warst. Sofern ‘Liebe’ in euren Reihen überhaupt eine wirkliche Rolle spielen konnte. Du wolltest sie, hast nur nie gewusst, wie du sie einfordern konntest. Ganz und gar unbedarft hatte eure Liaison begonnen, war ursprünglich auf ein einmaliges Ereignis nach einem Barbesuch beschränkt gewesen. Dass du einen Narren an ihr fressen würdest, sie haben musstest, hast du in dieser Nacht bereits geahnt, doch nicht wahrhaben wollen. Hast dir stattdessen erfolgreich eingeredet, dass du Spaß haben konntest, ohne dir der Verpflichtung bewusst sein zu müssen. Evelia vereinte in vielerlei Hinsicht Aspekte deiner Exfrau, die vielleicht, vielleicht auch nicht, Einfluss auf deine Wahl gehabt hatten. Neben einer gewissen optischen Ähnlichkeit bewies auch sie eine charakterliche Stärke, die prognostiziert zu Problemen führen würde, hättest du nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt; und sie weit mehr in das Geflecht aus Verführung, Hingabe und Obsession eingewoben als Jade ihrerzeit. Übereifrig hatte sie ganz freiwillig ‘Ja’ zu deinem verfrühten Antrag gesagt, damit aus diversen Reihen skeptische Blicke geerntet. Vorschnell bezeichnete dein Vater deine Entscheidung und machte dir gleichwohl unmissverständlich klar, dass ein weiterer Fauxpas, wie der in den Reihen der Maltravers, nicht hinnehmbar sei. Ein Wink mit dem Zaun, der dich schließlich wieder in gleiche Muster verfallen ließ – und fast wieder zum vorzeitigen Ende einer Ehe geführt hätte.

Fast ein Jahr nach deiner ersten Ehe (und Annullierung) hast du ein weiteres Mal Ja gesagt. Ihr habt es beide, habt euch einander versprochen, auch wenn die Frau, die an diesem Tag an deiner Seite stand, vor allem eins tat: neben sich stehen. Ohne zu fragen hast du hingenommen, dass es kaum Worte, kaum Gesten, keinen Streit, aber auch keine Freude in ihrem Gesicht zu lesen gab. Hingenommen hast du, dass sie schier teilnahmslos wirken konnte, was an jenem Tag doch nur auf die Überforderung angesichts der pompös ausstaffierten Hochzeit geschoben wurde. Niemand stellte infrage, dass da wenig eigener Wille in ihren Augen schimmerte, als du sie in eure gemeinsame Unterkunft geführt und die Feierlichkeiten nach vielen Stunden für beendet erklärt hast. Niemand stellte infrage, dass diese Ehe die war, die für ihn vorgesehen war. Nicht Evelia, die öffentlich gut zu betonen wusste, wie glücklich der Umstand der schnellen Scheidung mit Jade Maltravers für sie gewesen war, da sie nun selbst den Mann hatte heiraten können, den sie doch so sehr liebte. Nicht du, der du kein Deut besser geworden, nichts aus deiner Erfahrung gelernt hast und nun dort ansetzt, wo du bei Jade damals versagt hast. Mit Kontrolle, Zwang und Gewalt für eine Liebe, die du in dir spürst, obwohl du nicht weißt, wie lieben funktioniert.